Baumsachverständigen-Büro

Vitalität und Verkehrssicherheit

08.03.2023

Vitalität und Verkehrssicherheit
Eingehende Untesuchung
© Ingo Kessler

Vitalität ist nicht gleich Sicherheit…

…. das hat sich auch diesen Monat wieder im Rahmen einer eingehenden Untersuchung gezeigt.

Ein Baum transportiert über das leitfähige Gewebe im Splintholz für ihn wichtige Stoffe sowohl nach oben in die Krone, als auch nach unten in die Wurzeln.

Im „Phloem“ werden vor allem Assimilate (z.B. Zucker) transportiert und das „Xylem“ ist vorrangig für den Transport von Wasser und anorganischen Salzen verantwortlich.

Die Assimilate werden durch die Fotosynthese produziert und vom Baum verbraucht oder gespeichert. Verbraucht werden sie beispielsweise während des Austriebes in den Knospen und verstärkt auch in den Wurzeln für deren Wachstum.

Des Weiteren werden diese Nährstoffe in den Wurzeln eingelagert, um beim Austrieb im Frühjahr zur Verfügung zu stehen.

Das „Phloem“ transportiert also überwiegend aus der Krone in die Wurzeln.

Das überwiegend für den Transport von Wasser und anorganischen Salzen verantwortliche „Xylem“ transportiert im Gegenzug überwiegend hoch in die Krone, um die Transpiratsion der Blätter zur Kühlung zu gewährleisten und gelöste Nährstoffe in der Krone zur Verfügung zu stellen.

Ein Baum benötigt – je nach Baumart – nicht zwingend ein vollständig intaktes Splintholz zur Versorgung von Wurzeln und Krone und erst recht kein intaktes Kernholz, dass nahezu ausschließlich statische Funktionen erfüllt.

Selbst bei offenen Höhlungen, Fäulen, Pilzbefall oder mechanischen Beschädigungen sind Bäume sehr häufig imstande, die beschädigten Leiterbahnen, in denen es zu einer Embolie gekommen ist zu verschließen und den Transport über benachbarte Gefäße zu gewährleisten.

Selbiges gilt übrigens auch für die Wurzeln. Ein Baum kann einen erheblichen Teil seiner für die Statik relevanten Starkwurzeln und Grobwurzeln (zum Beispiel durch Abriss, Fäulen usw.) verlieren und dennoch ausreichend ausschließlich für die Versorgung relevante Feinwurzeln ausgebildet haben. In einem solchen Fall kann bei vollständig erfolgreicher Versorgung der Krone die Standsicherheit infrage gestellt oder sogar nicht gewährleistet sein.

 

Genau dabei ergibt sich eine zwingend voneinander zu trennen die Beurteilung von Vitalität und Sicherheit. Ein Baum kann eine vollständig vitale Krone mit natürlichem Habitus aufweisen und dennoch akut Bruch gefährdet oder sturz-/wurfgefährdet sein.

Die Vitalität ist lediglich ein eventueller Indikator für Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit in in der Zukunft und fließt aufgrund dessen in die Kontrolle der Verkehrssicherheit oder die eingehende Untersuchung von Schatzbereichen wenig bis gar nicht ein.

Lassen auch Sie sich nicht täuschen von einem vermeintlich vollkommen vitalen und augenscheinlich gesunden Baum, bevor sie durch eine fachliche Inaugenscheinnahme durch qualifiziertes Personal Gewissheit erlangen konnten.